„Witz ist Unzucht wider die Kausalität.” Alfred Polgar

Poesie-Meister war ein seit 1995 bis 2011 laufendes PBeM – E-Mail-Spiel.
Ziel war es, zu einer vorgegebenen und unbekannten Gedichtstrophe eine glaubhafte Fortsetzung zu finden und möglichst viele Mitspieler zu verführen, diese Fortsetzung für das Original zu halten.

Mit der massenhaften Verbreitung des deutschsprachigem Lied- und Gedichtgutes im Internet wurde dem Wettbewerbsgedanken allmählich die Grundlage entzogen und so ging das Spiel 2011 in Rente. Aus historischen und nostalgischen Gründen ist das Archiv des Wettbewerbes weiterhin verfügbar.

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Tipps und Tricks

Laut Spielregel soll die eingereichte Fortsetzung von möglichst vielen Mitspielern für die Originalfortsetzung gehalten werden. Für die mögliche Echtheit eines eingesandten Beitrages sind eine Reihe von Kriterien ausschlaggebend.
In Zusammenarbeit mit Stammspielern und Mitlesern wurde die folgende Liste erarbeitet, die sowohl bei der Erstellung eines eigenen Beitrages als auch bei der Suche nach der echten Fortsetzung als Hilfestellung dienen kann. Die Liste erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder Verbindlichkeit. Ergänzungen und neue Vorschläge sind jederzeit willkommen.

Orthographie

Man sollte zuallererst dafür sorgen, daß die eingereichte Fortsetzung keine offensichtlichen Orthographiefehler enthält. Vor allem Zeichensetzung sowie Groß- und Kleinschreibung sind unbedingt zu überprüfen. Man beachte aber, daß sich die dichterische Freiheit nicht immer an die Regeln der Orthographie hält, z.B. "Alle" oder "Ich" groß innerhalb des Satzes.

Groß-/Kleinschreibung

Sehr viele Autoren schreiben in ihren Gedichten alle Zeilenanfänge groß, auch wenn das vom Satzbau her eigentlich nicht korrekt ist. In moderneren Gedichten oder Liedtexten ist das nicht der Fall. Man verwende in der Fortsetzung unbedingt dasselbe Schema wie der Autor der Originalvorgabe.

Stilfragen

Hierfür lassen sich nur wenige 'harte' Kriterien angeben, vieles muß dem poetischen Gefühl der Spieler überlassen bleiben. Einige Details sind jedoch relativ wichtig.
Silbenzahl: Wenn die vier Zeilen der Vorgabe (z.B.) sechs, sieben, sechs und sieben Silben haben, sind die Chancen sehr groß, daß das bei der Fortsetzungsstrophe ebenso der Fall ist.
Reime: In fast allen Gedichten, die sich überhaupt reimen (und solche werden in der Regel für Poesie-Meister verwendet), reimen sich in den verschiedenen Strophen jeweils die gleichen Zeilen. übliche Reimschemata sind AABB (Paarreim), ABAB (Kreuzreim), ABCB oder schließlich ABBA (Klammerverse). Extravaganter ist der sechszeilige schweifende Reim (AABCCB).
Versmaß: Man sollte feststellen, die wievielte Silbe in den einzelnen Zeilen des Originals jeweils betont wird. Dazu hilft es, das Gedicht laut zu lesen und den entstehenden Rhythmus mitzuklopfen. Ganz kreative Dichter können auch eine Phantasiemelodie dazu summen. Die Fortsetzungsstrophe sollte im gleichen Rhythmus geschrieben sein.
Apostrophe: Die Fortsetzungsstrophe sollte nicht wesentlich mehr Apostrophe benötigen als das Original. Man sollte außerdem darauf achten, an welchen Stellen der Autor des Originals überhaupt Apostrophe verwendet. Manche Dichter schreiben z.B. "stehn", andere "steh'n".

Inhalt

Hier ist es zweifellos am kompliziertesten, irgendwelche Hinweise zu geben. Einiges soll aber genannt werden.
Grundstimmung: Man stelle fest, in welcher Grundstimmung das Gedicht geschrieben ist, also z.B. romantisch (oder gar traurig), lustig (oder gar spöttisch), nüchtern oder bildreich. Die Fortsetzung sollte sich daran halten. Gleichzeitig beachte man, daß es auch bewußt überspitzte oder ironische Gedichte gibt.
Wortwahl: Diese sollte sich an der Grundstimmung orientieren. Schreibt man z.B. "Frühling" oder "Lenz"; verwendet man bewußt alte, sehr poetisch klingende Worte oder nicht? Wie lang sind einzelne Sätze und Gedanken, wieviele Adjektive werden benutzt?
Kontext: Die Fortsetzung sollte erkennbar erwähnte Tages- und Jahreszeiten, Handlungsorte, historische Zeitalter oder Ereignisse usw. berücksichtigen.
Handlung: Eine erkennbare Handlung sollte in der Fortsetzung tatsächlich auch fortgesetzt werden. Ueberraschende Wendungen, neue Figuren oder Ereignisse können dabei ihre Glaubwürdigkeit erhöhen.
Logik: Die Fortsetzung sollte logisch sein in Bezug auf zeitliche Kausalitäten, naturwissenschaftliche Gesetze usw.
Fortsetzbarkeit: Das Gedicht ist ganz selten mit der Fortsetzung schon zu Ende. Man sollte also noch Bilder oder Handlungsspielraum für weitere Strophen offenlassen.

Disclaimer

Tips sind keine Regeln ;-), sondern Hinweise mit einem relativ hohen Wahrscheinlichkeitswert. Im Zweifelsfall kann die Wirklichkeit aber auch ganz anders sein. Man kann natürlich alle Formen und Ratschläge über den Haufen werfen und zumindest auf den Bonuspunkt spekulieren. Man beachte aber, daß pro Runde jeder Spieler maximal einen dieser Bonuspunkte erhalten kann.